Untypische Wettersituationen und eine lange Skitourensaison forderten die Berggänger im Jahre 2006 heraus. Im Vergleich zu 2005 nahmen die Notfälle in den Bergen schweizweit um 12 Prozent und die Todesfälle um 8 Prozent zu. Laut einer Statistik des SAC mussten in den Schweizer Alpen und im Jura 2’050 Personen evakuiert, gerettet oder geborgen werden. Die Stiftung greift dabei einen Rettungsakt heraus, der ihr zugetragen worden ist. An ihm waren 6 Bergführer der SAC-Rettungsstation Lauterbrunnen, 3 Bergführer der SAC-Rettungsstation Grindelwald, ein Notarzt von Lauterbrunnen sowie zwei Helikopter der Air Glacier Lauterbrunnen beteiligt.
Ein Deutscher beabsichtigt, mit seinem 24-jährigen Sohn eine Bergtour auf die Jungfrau zu unternehmen. Am Mittwoch, 2. August 2006, starten die Beiden in der Rottalhütte über den inneren Rottalgrat Richtung Jungfrau. Der Aufstieg ist vereist; Vater und Sohn kommen nur langsam voran. Nach 13 Stunden befinden sie sich unterhalb des Hochfirms, auf 3’600 Metern Höhe. Sie biwakieren und wollen die Tour am Tag darauf fortsetzen.
In der Nacht fällt indes bis 30 cm Schnee. Die Bergsteiger entschliessen sich zuzuwarten und alarmieren via REGA Zürich die SAC-Rettungsstation Lauterbrunnen. Die anhaltend schlechten Wetterbedingungen lassen jedoch eine Rettung mit dem Helikopter nicht zu. Eine terrestrische Rettung wird als extrem gefährlich eingeschätzt, so dass die beiden Bergsteiger vorerst eine zweite Nacht in ihrem Biwak verbringen müssen.
Am dritten Tag ihrer Bergtour unterhalten sich die beiden Bergsteiger mittels Mobiltelefon – zum letzten Mal – mit der Alarmstelle. Weil sich die Sichtverhältnisse im Rottal kurzfristig bessern, werden zwei Rettungsversuche mit dem Helikopter unternommen, müssen jedoch wegen erneuter und rascher Bewölkungszunahme erfolglos abgebrochen werden.
Am vierten Tag, Samstag, 5. August 2006, kann keine telefonische Verbindung mehr mit den Bergsteigern hergestellt werden, worauf eine terrestrische Rettungsaktion gestartet wird. Helikopter führen unter stark erschwerten Sichtverhältnissen grosse Mengen an Rettungsmaterial zur Rottalhütte. Im steilen und gefährlichen Gelände errichten die Bergführer über mehrere hundert Meter Stände und legen Fixseile. Diese Aktion erfordert zwei Tage Zeit.
Die Bergsteiger werden nach vier Nächten im Biwak am Sonntag, 6. August 2006, von der Rettungskolonne Lauterbrunnen, nun noch verstärkt durch drei Bergführer der SAC-Rettungsstation Grindelwald, erreich . Unter extrem schwierigen schnee- und Witterungsverhältnissen führen sie die Rettungskräfte geschwächt, aber unversehrt, bis in die Rottalhütte. Hier können sie sich erwärmen und werden dann mit dem Helikopter nach Lauterbrunnen geflogen.